Brühler Bilderbogen Dezember 2005

Last in Line

Am 10. Derzember gibt’s im Juze eL’ FOUR ab 20 Uhr noch einmal ein Soundcheckkonzert. Die neuesten und hoffnungsvollsten Brühler Formationen und gestandene Größen werden die Bühne entern. So wird Third Space” um den Sänger und Gitarristen Christian Spieker, seines Zeichens Sänger der Brühler Skagröße The Slapstickers” eines ihrer wenigen Konzerte in Brühl geben. Sie selbst nennen es Ham-Rock und beweisen, dass Le Rock” ganz und gar nicht tot ist.
 
Mit Lost Wisdom” sorgen drei Brühler Jungs zwischen 16 und 50 Jahren für Psychedelic Rock, Jazz, Metal, Punkrock und Grunge. Weiterhin wird Dylan Ferguson” das Haus mit seinem Besuch beehren. Der australische Newcomer macht sphärischen Roots-Sound und beschert seinem Publikum mit Stompbox, Bass und seinen Vocals wohlige Schauer.
 
25 Years Without Mojo” kommen aus Bornheim und machen Gitarrenrock, mal schnell, mal langsam. Die vier Twens sind nun seit anderthalb Jahren unterwegs, was bereits zu einer d.i.y.-CD und einigen Live-Gigs geführt hat. Tickets kosten 3 Euro. Mehr Infos unter 02232/794800.
 

 

ZOOM Kino ausgezeichnet

Seit seinem Bestehen wurde das Brühler ZOOM Kino regelmäßig vom Bund sowie vom Land für sein hervorragendes Kinoprogramm ausgezeichnet. Auch dieses Jahr bildete da keine Ausnahme. Aus den Händen von Filmstar Johanna Wokalek (Barfuß“) erhielt Hans-Jörg Blondiau die begehrte Urkunde für ZOOM, die mit einer Prämie über 10.000 Euro verbunden ist.
 
ZOOM bedankt sich auch dieses Jahr wieder beim Brühler Publikum für die tatkräftige Unterstützung mit den inzwischen 8. Brühler Filmtagen. Ab dem 22.12. gibt es ein täglich wechselndes Programm. Ein Sonderprogrammheft zu den Filmtagen erscheint Mitte Dezember.
 

 

Im persönlichen Gespräch: Wolfgang Drösser, Historiker und Buchautor

Man soll aus der Geschichte lernen können”
 
Wolfgang Drösser sieht sehr zufrieden aus. Vor uns auf dem Tisch liegt der Grund unseres Treffens. Ein 384 Seiten dickes Buch mit dem schlichten Titel Brühl, Geschichte, Bilder, Fakten, Zusammenhänge”. Es wiegt satte 1,4 Kilogramm, enthält 260 Fotos und wurde von Wolfgang Drösser nach jahrelanger akribischer Recherchearbeit geschrieben. Auch das Cover hat er gestaltet. Es ist in blau und gelb gehalten und zeigt eine 1673 erstmals gedruckte Abbildung Brühls. Viele Leute waren entsetzt über meinen Entwurf”, lacht Wolfgang Drösser. Aber ich fand, dass die Brühler Farben blau und gelb auf den Titel mussten. Das Cover hat den Charakter: Vorhang auf, die Geschichte Brühls beginnt.”
 

 
Also heben wir den Vorhang und berichten wir über die Entstehung eines Buches, von dem der Bürgermeister Michael Kreuzberg sagt, dass es in keinem Brühler Haushalt als Hand- und Lesebuch fehlen solle. Denn Wolfgang Drösser hat das Buch aus der Motivation heraus in Angriff genommen, damit pädagogische und erzieherische Aspekte zu verfolgen. Ich habe den Wunsch, dass mit dem Buch die Geschichte Brühls an kommende Generationen weiter gegeben wird”, erklärt der frühere Studienrat für Geschichte des Max-Ernst-Gymnasiums. Man soll – unter Vorbehalten – aus der Geschichte lernen können. Im Buch werden warnende Beispiele angeführt. Die Zeit der Hexenverfolgungen, die Zeit des Nationalsozialismus, die Brutalität von Kriegen. Ich habe bewusst auch Fotos ausgesucht, die unter die Haut gehen.”
 
Sich mit der Geschichte auseinander zu setzen, sie lebendig werden zu lassen, das gehörte schon immer zu den wichtigsten Anliegen von Wolfgang Drösser. Dazu animierte er als Lehrer über drei Jahrzehnte lang Schüler am Max-Ernst-Gymnasium in Brühl. Dabei setzte er verschiedene Akzente. Auf der einen Seite organisierte er seit 1979 noch zu Zeiten des Kalten Krieges Studienfahrten seiner Geschichtsleistungskurse nach Polen (mit Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers in Auschwitz), die einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen Polen und Deutschen darstellten. Auf der anderen Seite ermunterte er seine Schüler auch, sich intensiv mit der Historie Brühls zu beschäftigen. Eine Arbeit seiner Schüler über Die Freizeitgestaltung von Jugendlichen im 19. Jahrhundert” gewann in den siebziger Jahren den ersten Preis bei einem Wettbewerb (unter 4.000 eingereichten Arbeiten) des damaligen Bundespräsidenten Carl Carstens. Aufsehen erregte auch eine Untersuchung seiner Schüler zum Thema Zwangsarbeit in Brühl”.
 
Viele Veröffentlichungen über Brühl
 
Wolfgang Drösser hat aber auch selbst bereits seit vielen Jahren regelmäßig in den Brühler Heimatblättern” Beiträge veröffentlicht und sich einen Namen als Autor zahlreicher Abhandlungen u.a. über viele Brühler Kirchen, das Brühler Marienhospital oder die Geschichte des Max-Ernst-Gymnasiums gemacht. So kam für ihn das Angebot eines namhaften Kölner Verlags nicht überraschend, ein umfassendes Werk über die Geschichte Brühls zu verfassen. Er akzeptierte gerne, doch er merkte schon nach kurzer Zeit, dass der veranschlagte Rahmen von 200 Seiten den vielen Facetten Brühls nicht gerecht werden konnte. Als er keine Einigkeit mit dem Verleger erzielen konnte, stieg er aus seiner Vereinbarung wieder aus und beschloss das Buch in Eigenregie zu verwirklichen. Als Partner konnte er den Verlag der Brühler Buchhandlung Köhl gewinnen, vor allem in Person von Frau Brockmann. Doch der größte Teil des nicht unbeträchtlichen finanziellen Risikos blieb an ihm hängen. Vor Wolfgang Drösser lag eine große Herausforderung. Denn er hatte sich zum Ziel gesetzt, die Chronik Brühls im wahrsten Sinne des Wortes bei den Neandertalern zu beginnen. Diese Vor- und Frühgeschichte Brühls fehlte in den früheren Büchern über Brühl bisher völlig”, bemerkt der Autor. Viele spannende Kapitel behandeln diese Zeit, viele Graphiken, Tabellen und Fotografien verdeutlichen die Themen sehr anschaulich. Zahlreiche Exkurse” wie z.B. über Gräber an der Römerstraße, die Pingsdorfer Madonna, die Brühler Keramik oder später die Juden in Brühl oder Max Ernst lockern das gesamte Buch auf.
Erleichtert wurde Wolfgang Drösser die Arbeit durch einige Publikationen über Brühl, die in der Vergangenheit von Historikern und Heimatforschern wie den Herren Dominick (1880), Dr. Mertens (1907), Dr. Greven (1921), Jakob Sonntag (1976), Günter Krüger (1985), Fritz Wündisch (1987) oder Wilhelm Prasuhn (1980ff.) veröffentlicht wurden. Doch trotz dieser großartigen Vorarbeit forschte Wolfgang Drösser selbst in den bedeutenden Archiven in Köln und Düsseldorf, in Koblenz und München und selbstverständlich auch in Brühl. Ihm ging es um Fakten. Deshalb verzichtet er auch darauf, Interviews mit Zeitzeugen zu führen. So konnte ich zweifelsfrei zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden”, begründet der in Brühl lebende verheiratete Familienvater zweier erwachsener Töchter.
 
Urkunden schwer zu entziffern
 
Diese Forschungen haben etwas von Detektivarbeit. Denn in den meisten Archiven gibt es keine Register, wie wir sie heute kennen. Man muss nach Hinweisen über Brühl suchen und sich mühsam durch die Quellen arbeiten. Wenn man dann fündig geworden ist und ein wichtiges Dokument in den Händen hält, müssen die jahrhunderte alten Handschriften auch erst einmal entziffert oder vom Lateinischen übersetzt werden. Man sitzt ehrfürchtig vor den Urkunden, die man häufig nur mit speziellen Handschuhen anfassen darf.Doch die Arbeit lohnt sich. Wolfgang Drösser hat Unterlagen zu Tage gefördert, die einen die Geschichte erleben lassen, etwa wenn aus Protokollen über die Hexenprozesse zitiert wird. Oder welche Bedeutung der Bau des Schlosses für die Stadt hatte. Ohne das Schloss wäre Brühl ein armes Provinzstädtchen geblieben”, glaubt Drösser. Wenn man so will, war es eine Investition in die Zukunft. Heute haben wir alle etwas davon. Das wird bei der teilweise harschen Kritik am Bau des Schlosses und seine Folgen für die damalige Bevölkerung vernachlässigt.”
 
Datenschutz erschwerte Recherche
 
Es gibt unendlich viel zu entdecken in Wolfgang Drössers Buch. Über die Bevölkerungsentwicklung, die Bedeutung der Braunkohle oder wie unterschiedlich der frühere Tag der deutschen Einheit (der 17. Juni) gefeiert wurde, wird genauso berichtet, wie über die Zustände in Brühl vor und während der beiden Weltkriege. Ich habe nichts weggelassen, nichts unterschlagen. Aber es fehlt dennoch einiges. Über die Vororte, über das Vereinsleben. Es gibt noch viel über Brühl zu berichten.” Erschwert wurden die Recherchen des Historikers durch viele Sperrfristen in den Archiven.
 
Aus Datenschutzgründen waren mir etliche Archivalien nicht zugänglich”, bedauert Wolfgang Drösser. Akten über Personen der Brühler Zeitgeschichte sind noch unter Verschluss. So bleibt es späteren Generationen vorbehalten, die Geschichte Brühls nach dem zweiten Weltkrieg bis zu unserer Gegenwart wissenschaftlich aufzuarbeiten und kritisch zu hinterfragen.
 
Das Buch ist fertig, die Arbeit jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Wolfgang Drösser gönnt sich eine kurze Auszeit, dann geht es daran, die gesammelten Unterlagen zu sortieren und gewissenhaft abzulegen. Schon jetzt füllen die Dokumente rund 30 Aktenordner, doch noch immer ist ein Berg von Sachen” übrig geblieben. Und schon bald wird sich Wolfgang Drösser in die nächste Recherche stürzen. Dann schreibt er an einer Chronik über Wesseling. Die Wesselinger sind etwas generöser, was dieses Projekt betrifft”, bemerkt der 64-Jährige. Dort wird das Buch auch finanziell unterstützt.”
 
Wolfgang Drössers Buch Brühl, Geschichte, Bilder, Fakten, Zusammenhänge” ist in der Buchhandlung Köhl zum Preis von 35,90 Euro oder beim Autor selbst erhältlich.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

X-Mas Party dressed in white

Weihnachten in Weiß? Wenn auch in diesem Jahr der vorweihnachtliche Schnee ausbleibt, ist im JuZe auf der Liblarer Straße für die White Sensation” gesorgt. Deshalb wird die nächste HipHop-Chart Party am 16. Dezember unter dem Motto: dressed in white” für alle 14- bis 18-Jährigen stattfinden.
 

 
Wie es der Name dieser Disco schon verrät, wird ein komplett weißes Outfit erwünscht, was dieser Party einen ganz neuen Stil in einem ganz neuen Ambiente geben wird. Es warten einige Weihnachtsüberraschungen auf die Besucher und natürlich wie gewohnt coole antialkoholische Getränke und ein SpecialDrink. Zwei neue DJs, die es wie keine anderen verstehen, dem Publikum einzuheizen, werden dazu beitragen, dass von 17 bis 22 Uhr kein Tanzbein geschont wird. Von HipHop-Klassikern bis hin zu aktuellen Chart-Hits treffen die eL’FOUR-DJs jeden Geschmack. Der Eintritt beträgt 2 Euro. Weitere Infos gibt es unter Tel.: 02232/794800 oder www.jugendzentrum.bruehl.de; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
 

 

Griffelkunst-Präsentation

Eine selten bündige und aktuell aus der Kunstszene informierende Präsentation war kürzlich im Brühler Kunstverein in der Alten Schlosserei zu erleben: So marktmächtige Namen wie Meese, Richter oder Ruthenbeck waren mit anregenden und handwerklich traditionellen Arbeiten vertreten, die man im Rahmen von Grafikeditionen nicht erwarten würde, vor allem bei den beiden Shooting-Stars des zeitgenössischen Kunstmarkts Richter und Meese.
 

 
Im Konzert mit den jungen Künstlern Beate Gütschow, Dasha Shiskin, Claudia Schneider, Peter Piller, Ferdinand Penker, Miron Schmückle und Stephen Craig ergab sich ein vielgestaltiges Bild in Technik und Thematik. Denn es gab die traditionelle Druckgrafik als Radierung und Lithografie neben meisterlicher Fotografie und Multiples, wie sie seit den 70er Jahren verbreitet sind. Auffällig war die Figuration aller Künstler, von einer hochkarätigen Jury am Stammsitz der Griffelkunst Hamburg ausgewählt. Eine Beschränkung auf Formalästhetisches war ganz im Sinne der heutigen Kunstszene ausgeklammert. So passte auch der Altmeister Wols, einst Prototyp der Tachisten der Nachkriegsjahre, mit seinem Werkzyklus zu Frauenporträts aus den 30er Jahren in Paris wunderbar in dieses Konzept. Sehr anregend entführte der diesjährige Grafikpreisträger Stephen Craig mit seinem Objekt Underground Cinema” die Besucher in alternative Welten des Projekteschmiedens und fiktiver Filmwelten. Wer sich diesem Angebot bereitwillig aufschloss, konnte eine Fülle von Anregungen auf engstem Raum mit nach Hause nehmen in der Gewissheit, sich weder einem elitären noch einem provinziellen Juryangebot eines viel zu wenig bekannten Veranstalters ausgeliefert zu haben. Dieser 75-jährigen Institution muss man bei dem verwirrenden internationalen Angebot heute immer noch seinen Respekt und seine Beachtung schenken.
 

 
Nicht zuletzt komplettierten die Jahresgaben des Brühler Kunstvereins diese vielfältige Schau, die allenthalben zu kleinen Preisen für jeden Liebhaber von zeitgenössischer Kunst etwas zu bieten hatte.