Brühler Bilderbogen Oktober 2006

Fünf Fragen an: Johannes Kirwald und Pater Stephan "Kunstausstellung für einen guten Zweck"

(tg) Seit fünf Jahren veranstaltet Johannes Kirwald zusammen mit Pater Stephan Ottenbreit, dem Leiter der Missionszentrale der Franziskaner, im Rhein-Erft-Kreis Kunstausstellungen, mit deren Erlösen Slumkinder in Kenia unterstützt werden.
 

Am 4. und 5. November zeigen rund dreißig Künstler aus nah und fern jeweils von 11 bis 18 Uhr im Max Ernst Gymnasium am Rodderweg ihre Werke unter dem Motto: "Kunsttage 2006: Leben, Staunen, Träumen. So bekommt Hoffnung ein Gesicht." Johannes Kirwald (68, Bild rechts) lebt mit seiner Familie in Wesseling, singt im Brühler Oratorienchor und spielt bei den "Oldtimern" in Bonn Theater.
 
BBB: Herr Kirwald, wie kamen Sie auf die Idee zu diesen Kunsttagen?
Johannes Kirwald: Nachdem ich vor fünf Jahren aus dem Berufsleben ausgeschieden bin, wollte ich unbedingt ein soziales Projekt unterstützen. Ich hatte schon damals die Idee, Kunst mit einer sozialen Komponente für einen guten Zweck zu verknüpfen, war aber auf der Suche nach einem Projekt, das mich interessierte. Ich bin dann auf die Franziskaner gestoßen und habe sie in Bonn besucht. Sie haben mich sehr freundlich empfangen und mir verschiedene Projekte präsentiert. Mich hat dann spontan das Engagement der "Little Sisters of St. Francis" angesprochen, die sich sehr für Slumkinder in Nairobi und Nakuru in Kenia einsetzen. Dann habe ich den "Freundeskreis Slumkinder in der Dritten Welt" gegründet und 2002 in Wesseling erstmals eine Kunstausstellung organisiert, deren Erlöse dem Projekt zugute kamen.
 
BBB: Wie sieht die Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Künstlern aus?
Kirwald: Ich kenne viele Künstler persönlich und habe die meisten direkt angesprochen. Sie haben dann sofort großes Interesse an der guten Sache gezeigt. In Brühl veranstalten wir jetzt bereits die vierte Ausstellung. An den beiden Tagen werden im Max Ernst Gymnasium rund dreißig Künstler ihre Werke präsentieren. Ausgestellt werden u.a. Malerei, Keramik, Schmuck, Skulpturen, Glasarbeiten und Metallkunst. Wir haben mit den Künstlern eine sehr faire Vereinbarung getroffen. Sie stiften einen festen Betrag und bekommen dafür eine Spendenquittung. Ihre Verkaufserlöse können sie behalten. Wir haben dann kalkulierbare Einnahmen, die wir dann an die Franziskaner weiterleiten.
 
BBB: Und damit kommt Pater Stephan ins Spiel. Wie wird das Geld eingesetzt, und wieviel kommt wirklich in Kenia an?
Pater Stephan Ottenbreit: Lassen Sie mich kurz voranschicken, dass wir in der in Bonn beheimateten Missionszentrale der Franziskaner jährlich rund 1.000 Anfragen von Projekten bekommen, die um Unterstützung bitten. Wir können leider nicht allen helfen, unterstützen aber 600 Projekte auf der ganzen Welt. Der Vorteil unseres Hilfswerks liegt darin, dass wir weltweit vor Ort vertreten sind. Wir müssen unsere Helfer nicht extra entsenden. Daher ist unser Verwaltungsaufwand vergleichsweise sehr gering und beträgt lediglich rund 4 Prozent. Das bedeutet, dass von dem Geld, das durch so großartige Aktionen wie die Kunsttage von Herrn Kirwald und an Spenden bei uns ankommt, 96 Prozent direkt an die Projekte weitergeleitet wird. Das Projekt der "Little Sisters of St. Francis" kümmert sich um die Straßenkinder in Nairobi. Mit dem Geld ermöglichen wir den Kindern, dass sie wenigstens eine warme Mahlzeit pro Tag bekommen, dass sie medizinisch und sozio-pädagogisch betreut werden, kurzum: dass sie unter menschenwürdigen Bedingungen aufwachsen können.
 
BBB: Herr Kirwald, haben Sie sich dann das Projekt schon einmal vor Ort anschauen können?
Kirwald: Leider noch nicht. Im letzten Jahr habe ich es aus gesundheitlichen Gründen leider nicht geschafft. Ich möchte mir aber zusammen mit meiner Frau Jutta, die mich bei der Arbeit sehr unterstützt, die Einrichtungen unbedingt einmal ansehen. Vielleicht klappt es 2007.
 
BBB: Kommen wir zurück zu den Kunsttagen in Brühl. Was erwartet die Besucher an den beiden Tagen im Max Ernst Gymnasium?
Kirwald: Zunächst einmal eine lohnenswerte Kunstausstellung auf gehobenem Niveau. Darüber hinaus bieten wir ein attraktives Rahmenprogramm. "Der Aufbruch", der junge Chor aus Schwadorf wird den Rahmen bei der Eröffnung musikalisch gestalten. Als Schirmherrin konnten wir Frau Hedwig Neven DuMont gewinnen, die die Ausstellung eröffnen wird. Ferner veranstalten wir eine Tombola, bei der attraktive Preise zu gewinnen sind. Und dank unserer Cafeteria ist auch für das leibliche Wohl gesorgt.
 

Das Hilfsprojekt in Kenia

Die "Little Sisters of Saint Francis" sind seit vielen Jahren in den Slums von Nairobi und Nakuru in Kenia aktiv und unterstützen dort Straßenkinder und Jugendgruppen. Deren Zahl wird auf rund 250.000 beziffert. Die Schwestern führen Programme zur Sensibilisierung zu verschiedenen Themen durch, sie fördern Schul- und Berufsausbildung, und sie arbeiten mit größtem Engagement in der AIDS-Hilfe. Um ihre Arbeit fortsetzen zu können, benötigen sie jährlich eine Summe von etwa 15.000 Euro.
 
Wenn Sie spenden möchten, hier die Bankverbindung der Missionszentrale der Franziskaner: Konto-Nr. 8000103, BLZ 510 917 11, Bank für Orden und Mission, Stichwort: Slumkinder in Kenia "71180".
 

 

 

Bunte Sterne am Himmel und Perlen im Glas

Unter diesem Motto begleitete die Brühler GastroRunde Balthasar Neumann Speiserei, Glaewe's Restaurant, Hotel Restaurant Haus Danz, Hotel Restaurant Jägerhof, Landgasthaus Ville, Ramada Hotel Brühl-Köln, Toni's Gourmerant in der Villa, erstmalig in diesem Jahr die Brühler Schlosskonzerte zur Serenade mit Feuerwerk im Schlosspark von Schloss Augustusburg.
 
Die Mitglieder der GastroRunde kredenzten eisgekühlten Sekt und eine kleine Knabberei. Der Reinerlös der Einnahmen in Höhe von 500 Euro konnte nun dem Förderverein der Musikschule Brühl. e.V. übergeben werden. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Frank Hübner sowie Bernhard F. Schoch und Elmar Frey von der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl dankten den Mitgliedern der Brühler GastroRunde für das großartige Engagement. Unterstützt werden mit dem Geld vor allem musikinteressierte und musikbegabte Kinder und Jugendliche, deren Familien die Beiträge zu entsprechendem Förder- oder Musikunterricht nicht oder nur teilweise leisten können.
 

 

 

Unternehmensprofil: Gestaltungen in Stein · H. Blondiau GmbH (Anzeige)

Verlagssonderveröffentlichung


 

Einer der ältesten Betriebe in Brühl ist die Firma der Familie Blondiau, die ursprünglich aus Belgien stammt. Seit 1892 üben bereits vier Generationen das Handwerk des Steinmetzes in Brühl aus und sind heutzutage bis weit über die Köln-Bonner Region im Einsatz.

Neben den unterschiedlichsten Verarbeitungen von allen gängigen Natursteinen für Privatkunden, für den Baubereich und für Restaurationsarbeiten liegt der Schwerpunkt in der Gestaltung und dem Angebot von Grabdenkmälern.
 

Jeder Mensch hinterlässt in seinem Leben eine ganz persönliche Spur, die auch im Grabstein zum Ausdruck kommen kann. Im persönlichen und unverbindlichen Gespräch können Interessierte Gedanken, Ideen und Anregungen für die Gestaltung eines Grabmales erhalten. Von der Hochglanzpolitur bis zur individuellen handwerklichen Bearbeitung werden alle Arbeiten in der eigenen Werkstatt in der Mühlenstraße 61 ausgeführt. Auch die Abwicklung sämtlicher mit dem Grabstein verbundener Behördenanträge, Einfassungen, Urnengräber, Nachbeschriftungen sowie Bronzeartikel runden das qualitätsorientierte Leistungs- und Produktangebot ab.
 
Selbstverständlich können aufgrund langjähriger, direkter Geschäftskontakte zu Natursteinlieferanten in der ganzen Welt auch serienmäßige Grabsteine zu günstigen Preisen angeboten werden. Am Südfriedhof, Bonnstraße 136, befindet sich das Büro sowie die große Grabmalausstellung des Familien- und Ausbildungsbetriebes.
 
Bonnstraße 136 · 50321 Brühl
Telefon 0 22 32 / 4 21 68
Mo. bis Fr. 10-12.30 Uhr / 14.30-18 Uhr
und nach Vereinbarung

 

 

Unternehmensprofil: Bestattungen Sechtem · Eine Brühler Firmengeschichte (Anzeige)

Verlagssonderveröffentlichung

Eines der ältesten Zeugnisse aus der traditionsreichen Geschichte der Familie Sechtem ist ein Foto aus dem Jahr 1895, das die Fällung eines Baumes im Schosspark dokumentiert.
 

Zu dieser Zeit übte die Familie das Stellmacherhandwerk aus und stellte Wagen aus Holz her, wie etwa Pferdewagen für die Landwirtschaft oder Karren für Milch- und Kohlehändler. Die nötigen Schmiedearbeiten für den Wagenbau führte die Firma von Josef Fischer aus, die als nachbarschaftlicher Betrieb auch in der Bonnstraße angesiedelt war.
 
In der sogenannten "schlechten Zeit" der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde in der Firma die richtungsweisende Entscheidung getroffen, in der Bonnstraße ein neues Haus zu bauen und ein "Sargmagazin" einzurichten. Das Stellmacherhandwerk verlor im Angesicht der ersten PKWs und LKWs immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich zum Nebenerwerb der Familie.
 

Im Jahre 1936 wurde das erste Bestattungsfahrzeug "Adler" gekauft, das aber nur stadtauswärts für den eigenen Betrieb, aber auch für andere Bestatter aus dem Umland zum Einsatz kam. Innerorts blieb der Transport Verstorbener per Gesetz den Pferdefuhrwerken vorbehalten. Zwar blühte das Stellmacherhandwerk nach dem 2. Weltkrieg noch einmal kurz auf, aber 1952 wurden dann die letzten Maschinen ausgemustert.
 
In den folgenden, vom Wiederaufbau geprägten Jahren zeichnete sich neben der eigentlichen Bestattung mehr und mehr auch ein erhöhter Bedarf der schriftlichen Arbeiten ab. Dies war der gegebene Anlass, den ausschließlichen Arbeitsbereich auf die Bestattung zu verlegen.
 

Derzeit sind 5 Mitglieder der Familie beschäftigt. Die Nachfolge im bekannten Brühler Familienunternehmen ist für die nächste Generation geregelt.
 
Bestattungen Sechtem
Bonnstraße 16 · 50321 Brühl
Telefon 0 22 32 / 4 25 64
Tag und Nacht · Parkplatz am Haus

 

 

Im persönlichen Gespräch: Beate Geske, Dechant Thomas Iking, Michael Kurth und Christoph Reuter

"Streng genommen gibt es keine anonyme Beerdigungen"

Abends an Allerheiligen werden wieder hunderte von Kerzenlichtern eine ganz besondere, fast unreale Stimmung auf allen Brühler Friedhöfen schaffen. Ansonsten wird das Thema "Sterben und Tod" im alltäglichen Leben und in unserer Kultur immer mehr ins Abseits gedrängt.
 
Es scheint für das Thema keinen Platz mehr in unserer materialistisch-orientierten Gesellschaft zu geben. Wir schweigen es sprichwörtlich tot und vertrauen derweil lieber auf eine Lebensverlängerung durch moderne Gerätemedizin und Pharmaforschung. Mit der Ignoranz wird aber gleichzeitig auch die unterschwellige Angst vor Krankheit, Sterben und Tod immer größer. Statistisch gesehen werden wir zwar älter als je zuvor, doch zu welchem Preis? Entspricht Lebensqualität tatsächlich einer Quantität in Lebensjahren?
 
Unser gesellschaftliches Leben und Denken, unsere wirtschaftlichen Gegebenheiten und unsere Sozialsysteme befinden sich in einem großen Wandel. An Stelle der traditionellen Großfamilien gibt es heute Patch-work-Familien und Single-Haushalte. Im Beruf wird immer mehr die Bereitschaft zur Mobilität vorausgesetzt. Staatliche Sozialleistungen werden wegen der schwindenden Anzahl von Beitragseinzahlern und einer höheren Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung gekürzt.
 
Der Kostenaspekt im Einklang mit dem Begriff des "Sparen" spielt in unserem alltäglichen Leben mittlerweile die größte Rolle. Inwieweit dies unser individuelles Gefühlsleben, unsere moralischen und ethischen Grundsätze tangiert, kann nur jeder für sich selbst beantworten. So wie auch jeder von uns irgendwann persönlich mit dem Thema "Krankheit, Sterben und Tod" konfrontiert werden wird.
 
2005 gab es 480 Beerdigungen Die meisten Menschen verdrängen das Thema, einige aber stellen sich ihm. Weil sie es von Berufs wegen müssen oder weil sie das Bedürfnis verspüren, sich in diesem Bereich zu engagieren. Manchmal kommt auch beides zusammen. Wir haben uns im Verwaltungsgebäude des Brühler Südfriedhofs an der Bonnstraße mit ihnen getroffen. Der Gesprächsrunde gehörten der katholische Pfarrer Thomas Iking, die Hospiz-Koordinatorin Beate Geske, der Friedhofsverwalter Michael Kurth sowie der Fachbereichsleiter der Stadt Brühl, Christoph Reuter, an.
 
Im Jahr 2005 fanden in Brühl auf den sechs Friedhöfen (Schwadorf, Badorf, Pingsdorf, Nord, Vochem und Süd) insgesamt 480 Beerdigungen statt. Das bedeutet statistisch, dass im Schnitt in jeder Woche neun Verstorbene beigesetzt wurden. Jeder Verstorbene hatte seine eigene Geschichte, fast alle hinterließen Angehörige und Freunde, die nicht nur den schmerzlichen Verlust verarbeiten, sondern auch Entscheidungen treffen mussten, deren Tragweite ihnen erst später bewusst wurde.
 
BBB: Unsere Gesellschaft wird immer anonymer, die traditionelle Familie wird immer seltener. Die Zahl der anonymen Bestattungen nimmt zu. Haben Sie in Ihrer Hospiz-Arbeit auch diesen Trend feststellen können?
Beate Geske: Ja. Wir hatten erst vor kurzem eine Veranstaltung zu dem Thema "Anonyme Bestattungen", die sehr gut besucht war. Die Trauerhalle war voll, und die Leute blieben bis zum Ende. Das ist ein Thema, das die Menschen beschäftigt. Mir ist ein Zitat im Gedächtnis geblieben, das stellvertretend für den Wunsch von vielen steht: Ich möchte gerne anonym beerdigt werden, aber irgendwo soll mein Name stehen.
 
BBB: Was sind die Beweggründe für die Menschen, sich für eine anonyme Bestattung zu entscheiden?
Geske: Nach unseren Erfahrungen spielen die Kosten auch eine große Rolle. Aber viele wollen anonym beerdigt werden, weil sie den Kindern nicht zur Last fallen wollen. Die Kinder wohnen vielleicht noch weit weg. Bei anonymen Bestattungen wird nicht die Frage nach der Beteiligung der Kirche gestellt. Andere Nöte sind ausschlaggebend. Die Frage nach der Grabpflege etwa.
Dechant Thomas Iking: Je mobiler die Gesellschaft wird, je weniger werden die traditionellen Bräuche gepflegt. Und das hat sich noch einmal beschleunigt. Die Industrialisierung der Bestattungen nimmt zu.
 
BBB: Diese Entwicklung wird Ihnen nicht gefallen. Wie erklären Sie sich den Trend zur anonymen Bestattung?
Iking: Streng genommen ist es ja kein anonymes Grab. Die Trauergesellschaft zieht auf das Feld und weiß ungefähr, wo sich das Grab befindet. In der Realität werden auf diesem Feld Kerzen aufgestellt. Das ist der sicherste Beweis für die These, dass viele Menschen anonyme Bestattungen wirklich nicht wünschen. Eigentlich müssten die Kerzen sofort weggeräumt werden.
Geske: Einige versuchen sich die Stelle zu merken, verlieren aber schnell die Orientierung. Auch in jungen Familien ist die anonyme Beerdigung ein Thema. Viele Menschen glauben, dass ein Grab nicht wichtig sei, weil sie den Verstorbenen in ihrem Herzen weiter tragen. Aber nach kurzer Zeit kommen die Probleme. Die Menschen brauchen einen Anlaufpunkt. Auf vielen anonymen Grabfeldern liegen ja, wie Herr Iking bereits angesprochen hat, Blumen, stehen Lämpchen.
Iking: Anonyme Gräber sind für den Bürger pflegeleicht. Wir fragen uns, wie kommen die Kommunen und die Kirchen zu den Gebühren? Wie rechnet sich das?
Christoph Reuter: Wir haben im Juni die neue Gebührensatzung für das Friedhofs- und Bestattungswesen der Stadt Brühl festgelegt, das sind ganz transparente Zahlen. Aber ich möchte etwas anderes ansprechen. Wir raten den Leuten, dass sie sich vorher erkundigen, wofür sie sich entscheiden. Jeder sollte sich das anonyme Grabfeld einmal ansehen. Wir versuchen zwar, es möglichst ansehnlich zu erhalten, aber das ist sehr schwierig, weil die Erde immer nachsackt. Es ist kein schönes Erscheinungsbild.
Iking: Der Dekanatsrat der Katholiken hat einen Brief an die Stadt geschrieben. Die Problematik besteht aus unserer Sicht darin, dass wir aus den Gesprächen mit den Angehörigen wissen, dass ein anonymes Grab häufig nicht gewünscht wird. Das Problem ist die Grabpflege. Viele wollen ihren Angehörigen nicht zur Last fallen. Sie haben Angst, dass sich keiner um das Grab kümmert. Unser Vorschlag ist, pflegefreie Gräber zu schaffen, wie es sie in Köln gibt.
Reuter: Aber auch das ist problematisch. Die Stadt Köln hat ein Grabkammersystem entwickelt, das sehr kostenintensiv ist. Es wurde auch noch nicht abschließend geklärt, ob die Verwesung darin stattfindet.
Michael Kurth: Wir wissen bereits, dass in Brühl eine Bürgerinitiative entstehen würde, wenn es zu einem Grabkammersystem kommen sollte, die ein Bürger bereits "Turbogräber" genannt hat. Die Bürger befürchten zum Beispiel Geruchsbelästigungen.
 
BBB: Was geschieht denn, wenn Menschen später erkennen, dass sie den Verstorbenen doch lieber nicht auf dem anonymen Grabfeld beerdigt hätten?
Kurth: Dann besteht die Möglichkeit einer Umbettung zum Beispiel in ein normales Reihengrab. Das ist auch schon oft vorgekommen. Ein Urnengrab kann auch komplett mit einer Platte abgedeckt werden und bedarf dann nur wenig Pflege. Wir kennen diese Problematik. Obwohl wir den Leuten vorher die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen, entscheiden viele so, dass sie es später wieder rückgängig machen wollen. Viele sind in ihrem Schmerz unmittelbar nach dem Tod eines lieben Angehörigen nicht aufnahmefähig.
Geske: Dabei fällt mir ein, dass viele Menschen sich daheim nicht die Zeit für einen Abschied nehmen, weil sie glauben, dass der Verstorbene sofort nach seinem Tod abgeholt werden muss. Tatsächlich bleiben dafür aber 36 Stunden Zeit.
 
BBB: Herr Iking, wie gehen Sie damit um, wenn Sie jemanden beerdigen sollen, der aus der Kirche ausgetreten ist?
Iking: Wir differenzieren bei Kirchenaustritten zwischen dem Verstorbenen und den Angehörigen. Wenn jemand aus der Kirche austritt, unterstelle ich dabei eine bewusste Entscheidung gegen die Kirche. Und diesen Willen gilt es dann zu respektieren. Aber oft wussten die Angehörigen gar nichts davon und wünschen eine Beteiligung der Kirche beim Begräbnis, weil sie für sich erkennen, dass es einen Wert hat. Manchmal ist es auch eine Kostenfrage. Ein Pastor ist günstiger als ein freier Grabredner.
 
BBB: Haben Sie feststellen können, dass Menschen, die keinen Bezug zum Glauben hatten, im Angesicht des Todes nun einen Halt im Glauben suchen?
Iking: Nein, Menschen, die gläubig sind, bleiben das auch in der Stunde des nahenden Todes. Und Menschen, die keinen Zugang hatten, können auch weiterhin schwer einen Sinn darin finden. Sie werden auch nicht mehr plötzlich gläubig. Eine Portion Religion kann man auch nicht einkaufen. Die Religion begleitet einen durch das ganze Leben. Der Versuch, auf die Religion zurückzugreifen, kann nicht fruchten, wenn es vorher keine Beziehung gegeben hat.
 
BBB: Worauf legen Sie bei Ihrer Predigt bei einer Trauerfeier am meisten Wert?
Iking: Ich sage verhältnismäßig wenig über die Verstorbenen. Jeder, der da bei einer Trauerfeier sitzt, verbindet etwas anderes mit den Verstorbenen. Jedes Wort könnte auf die Goldwaage gelegt werden. Manchmal kenne ich die Person, die beerdigt wird, nicht einmal. Ich versuche, eine Situation zu schaffen, die Leute bei ihren Gedanken und Gefühlen zu lassen. Ich spreche mehr zu dem Thema Hoffnung über den Tod hinaus. Ritus gibt Sicherheit in einer Situation der Angespanntheit, in der sich die Trauernden befinden. Wenn ich weiß, dass die Verstorbenen mit der Botschaft des christlichen Glaubens wenig anfangen konnten, tritt an die Stelle ein ausgestalteter Lebenslauf des Verstorbenen.
 
BBB: Herr Kurth, wie kommen Sie und ihre 15 Mitarbeiter damit zurecht, tagtäglich mit dem Tod konfrontiert zu werden?

Man ist privat nicht abgehärtet. Auf der Arbeit nimmt man es lockerer. Da gibt es schon eine Portion schwarzen Humor. Aber viele nimmt es mit. Es gibt Mitarbeiter, die es nicht schaffen und sich nach kurzer Zeit wieder in andere Abteilungen versetzen lassen. Für mich kann ich sagen, dass man bei der Arbeit nicht abstumpft.
Iking: Jede Bestattung ist anders, da kommt keine Routine auf. Es gab schon sehr trostlose Beerdigungen. Ich habe schon Menschen alleine mit einem Mitarbeiter des Friedhofs beerdigt und war dankbar dafür, dass jemand mitkam. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist nichts schlimmer als ganz allein zu sein. Gerade dann denke ich an den Menschen und frage mich, welche Geschichte wohl dahinter steckt. Wenn ich zum Beispiel einen Nichtsesshaften bestatte.
 
BBB: Welche Beerdigung ist Ihnen in Erinnerung geblieben, Herr Kurth?
Kurth: Früher gab es einmal eine prächtige Sinti-Bestattung mit einer großen, von vier Pferden gezogenen Kutsche. Aber das ist ja heute nicht mehr erlaubt. Ich weiß auch noch, dass in Schwadorf früher Hausbestattungen üblich waren. Die Trauergesellschaft zog damals vom Haus des Verstorbenen zum Friedhof los. Seit es dort eine Trauerhalle gibt, sind diese Zeiten aber auch vorbei.
 
BBB: Welche Vorschriften sind noch zu beachten, wann mussten Sie schon einmal einschreiten?
Kurth: Es gab schon kuriose Anfragen. Es wollten schon Menschen in ihrem Auto oder mit ihrem Motorrad beerdigt werden. Das geht natürlich gar nicht. In Deutschland besteht die Sargpflicht.
Iking: Ich finde ganz interessant, welche Trauermusik ausgesucht wird. Schon öfter wurden das bekannte Lied von Trude Herr "Niemals geht man so ganz" oder auch "Unser Herz schlägt für den FC Kölle" gespielt.
 

Das Gespräch führten Tobias und Alexander Gonscherowski