Brühler Bilderbogen September 2006

Das Kulturprogramm der Stadt Brühl im Herbst und Winter

In den Monaten September bis Dezember 2006 findet ein buntes Kulturprogramm in den zwei attraktiven Veranstaltungsstätten der Stadt Brühl statt. Im Dorothea Tanning Saal im Max Ernst Museum (Comesstr. 42) und in der Galerie am Schloss (Passage Kreissparkasse) wird ein abwechslungsreiches Programm mit Kleinkunst, Musik, Theater und Kabarett geboten.
 
Den Auftakt macht ein Vertreter der "neuen deutschen Kabarettschule". Andreas Rebers tritt am Donnerstag, 21. September, um 20 Uhr, in der Galerie am Schloss mit seinem neuen Programm "nebenan und nebenbei" auf. Andreas Rebers - für das Wortkabarett zu musikalisch, für einen Chansonnier zu volkstümlich und für einen one-night-stand zu schade.
 
@rheinkabarett (sprich: et Rheinkabarett) vom Haus der Springmaus schreibt die Geschichte des Rheinlandes ein wenig anders und widmet sich am Sonntag, 24. September, um 20 Uhr, in einer Vorpremiere mit seinem neuen Programm "Es geht auch ohne Dom" im Dorothea Tanning-Saal den vielen Facetten unserer ganz eigenen Mentalität - und all das garantiert ohne Dom, dafür mit hemmungslosen Texten und den schönsten, aber auch den gnadenlosesten rheinischen Melodien.
 
Am Donnerstag, 28. September, um 20 Uhr, treten der Kabarettist Jess Jochimsen und der Musiker Sascha Bendiks in der Galerie am Schloss mit ihrem neuen Programm "Flaschendrehen und andere miese Bräuche" auf. "Flaschendrehen ist die Fortsetzung der Reise nach Jerusalem mit anderen Mitteln" - und eine Allegorie auf das Leben der Generation der 30-Jährigen.
 
Das "Trio LiteraTon" widmet sich dieses Jahr mit seinem Programm "Es ist eine alte Geschichte" dem Komponisten Robert Schumann, welcher zahlreiche Gedichte des von ihm bewunderten Dichters Heinrich Heine vertont hat. Das literarisch-musikalische Programm kommt am Sonntag, 1. Oktober, um 17 Uhr in der Galerie am Schloss zur Aufführung.
 
Gerd Köster - rheinische Kölsch-Ikone - liest am Mittwoch, 4. Oktober, um 20 Uhr, in der Galerie am Schloss aus dem neuen Buch "Das Loch in der Schwarte" von Mikael Niemi.
 
Am Mittwoch, 25. Oktober kommt es um 20 Uhr in der Galerie am Schloss zur Vorpremiere des neuen Programms "Zum Dritten" von Wilfried Schmickler. Hierin beweist er einmal mehr, welch ein großartiges Vergnügen es ist, eine ordentliche Portion Sand in die politischen Gebetsmühlen und Propaganda-Maschinen zu werfen, um sich dann am Quietschen und Krachen des gestörten Getriebes zu erfreuen.
 
Richard Rogler spielt am 8. November im Dorothea Tanning-Saal um 20 Uhr den Camphausen in "Ewiges Leben". An diesem Abend wird akutes Kabarett mit neuesten Kommentaren zur gerade zufällig im Reichstag sitzenden Regierung geboten.
 
"Invinsible Touch" - a tribute to Phil Collins und Genesis - widmet sich in einer spannenden live-Performance dem überaus vielfältigen Werk Phil Collins' von den Siebzigern bis heute. Die Veranstaltung, bei der das Publikum auch tanzen darf, findet am 10. November um 20 Uhr im Dorothea Tanning-Saal statt.
 
Sechs weitere Veranstaltungen gibt es dann noch bis zum Jahresende. Karten für alle Veranstaltungen sind im brühlinfo, Uhlstraße 1, Tel. 02232/79345 erhältlich. Auswärtige Kunden können Programmhefte und Karten in der Abteilung Veranstaltungsmanagement der Stadt Brühl, Fax 02232/792690, per Versand bestellen. Zusätzlich können tagesaktuell an der Abendkasse eventuelle Restkarten erworben werden.
 

 

 

Buschheuer's feierte Eröffnung im Franziskanerhof (Anzeige)

Verlagssonderveröffentlichung

Kürzlich eröffneten Margret Mettelsiefen und ihre Familie das Cafe · Bistro Buschheuer's im Franziskanerhof, Uhlstraße 21. Der Name Buschheuer ist vielen Brühlern noch ein Begriff, denn die Eltern der Inhaberin besaßen bis 1973 eine renommierte Bäckerei und Konditorei in der Hospitalstraße. Nun wird die Familientradition im gemütlichen und geschmackvoll eingerichteten Cafe · Bistro erfolgreich fortgesetzt.
 
Mitten im Herzen von Brühl und nur einen Sprung zu den beliebten Brühler Einkaufstraßen gibt es im hellen und freundlichen Ambiente ein reichhaltiges Frühstück bis 16 Uhr, einen Mittagstisch mit leichter Küche und Salaten sowie spezielle Angebote für den kleinen Hunger zwischendurch.
 
Ob groß oder klein, jedermann ist herzlich willkommen. So gibt es für 0 EUR, den "Teller Hotzenplotz", damit Kinder sich etwas von den Elterntellern stibitzen können.
 
Selbstgebackener Kuchen
 
Besonders stolz ist man im Café Buschheuer's auf den selbstgebackenen Kuchen, der bereits jetzt ein Renner ist. Bei schönem Wetter lädt der großzügige Außengastronomiebereich zum Verweilen unter freiem Himmel im Angesicht des Brühler Rathauses ein.
 
Traditioneller Familienbetrieb
 
Im Familienbetrieb von Margret Mettelsiefen arbeiten auch ihre vier Kinder Marvin, Britt, Gerrit und Maren mit Elan und Freude mit. Das Cafe · Bistro verfügt auch über behindertengerechte Sanitäranlagen.
 
Bistro Buschheuer's
Uhlstraße 23 im Franziskanerhof 21
Tel. 0 22 32 / 14 96 36
Öffnungszeiten:
Mo., Mi., Do., Fr., Sa. 9-18 Uhr
und So. 10-18 Uhr
Di. Ruhetag
 

 

 

Im persönlichen Gespräch: Wolfgang Gérard, Beschwerde-Manager der Stadt Brühl

"Die Leute wundern sich, wie schnell wir die Probleme beseitigen"

Es kommt nur ganz selten vor. Aber manchmal kann auch Wolfgang Gérard nicht mehr weiterhelfen. Neulich hatte er wieder so einen Fall. "Eine ältere Dame rief mich an und erzählte mir, dass ihr Mann vor kurzem gestorben sei und sie sich um die Ruhestätte kümmert. Aber auch ihre Schwägerin pflanzt Blumen auf dem Grab, leider genau die, die ihr Mann partout nicht leiden konnte. Das wollte sie nicht. Ob ich ihr nicht helfen könne, wollte sie von mir wissen", erzählt Wolfgang Gérard schmunzelnd. "Aber in dem Fall konnte ich nun wirklich nichts tun."
 
Doch das ist die Ausnahme. Im Normalfall findet er eine Lösung. Denn Wolfgang Gérard ist Beschwerdemanager der Stadt Brühl und dafür zuständig, dass alle ihm gemeldeten größeren und kleineren Missstände in der Stadt behoben werden. Kaum einer kennt sich so gut im Dickicht der Stadtverwaltung aus wie er. Er weiß genau, wer für welche Probleme zuständig ist und sie beseitigen kann. Deshalb machte ihn der frühere Bürgermeister Willi Mengel vor acht Jahren zur zentralen Anlaufstelle für alle Beschwerden. Und davon gibt es reichlich. Rund 800 Briefe erreichen die Stadtverwaltung im Jahr, hinzu kommen bis zu 15 Anrufe täglich auf dem Bürgertelefon (Rufnummer 02232/ 794440).
 
Die häufigsten Beschwerden
 
Worüber beschweren sich die Leute am häufigsten. "Das sind seit Jahren die gleichen Sachen", berichtet Wolfgang Gérard. "Es geht um Schmutz und Dreckecken. Wobei das viel besser geworden ist, seit wir in Brühl die Altpapiercontainer abgeschafft haben. Es geht um wilden Müll, um Autoreifen oder Waschmaschinen, die rücksichtslose Menschen einfach irgendwo hinschmeißen. Es geht um Hundekot, wobei uns dann auch oft die Hundehalter namentlich genannt werden. Es geht um Baustellen und dadurch entstehende Lärm- und Schmutzbelästigungen."
 
Dienstleistung für den Bürger
 
Wolfgang Gérard nimmt alle diese Hinweise auf und informiert dann die zuständigen Stellen mit der Bitte um Abhilfe. "Bei uns läuft alles trichterförmig zusammen. Dadurch entlasten wir andere Abteilungen." Mit "wir" und "uns" meint der Beschwerdemanager die Abteilung "Bürgerberatung", die er seit dem Jahr 2000 zusätzlich leitet. Eigentlich ist Wolfgang Gérard ja gar kein Beschwerdemanager mehr, sondern offiziell der Abteilungsleiter Bürgerberatung, in deren Aufgabengebiet wiederum das Beschwerdemanagement liegt. Aber das ist eine andere Geschichte.
 
Egal mit welchem Titel er ausgestattet ist, Wolfgang Gérard versteht sich und sein aus 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehendes Team als Dienstleistung für den Bürger. "Wir sind die Mittler zwischen den Bürgern und der Stadtverwaltung. Mit dem Rat und der Verwaltung haben wir ein Gentleman Agreement, dass wir die verärgerten Bürger übernehmen, dafür im Gegenzug erwarten, dass die Sachen dann schnell erledigt werden", sagt er.
 
"Jeder Bürger soll wie ein König behandelt werden", lautet sein Credo. "Leider benehmen sich nicht alle Bürger wie Könige." Dann ist psychologisches Geschick gefragt. Wolfgang Gérard bittet die Leute in sein Büro und setzt sich mit ihnen in die gemütliche Sitzecke. "Sie sollen sich ebenbürtig fühlen und das Gefühl haben, in einem Wohnzimmer zu sitzen. Dann kann man sich in aller Ruhe sachlich über die Probleme unterhalten."
 
"Ich bin ja froh über jeden Bürger, der uns auf einen Missstand aufmerksam macht. Viele Menschen glauben doch, wir tun nichts. Alle regen sich auf, aber kaum einer handelt, wenn etwa eine Straßenlaterne nicht mehr brennt. Doch wir wissen von den meisten Problemen nichts und können sie dann auch nicht abstellen", sagt Wolfgang Gérard. "Ich habe schon oft von den Leuten gehört, dass sie glauben, ein Anruf bei der Stadt bringe eh nichts, weil wir doch nichts ändern können. Und dann wundern sich diese Leute, wie schnell wir die Probleme beseitigen."
 
Nicht immer aber lassen sie sich mit einem Telefonanruf erledigen. Das merkt Wolfgang Gérard vor allem dann, wenn die Anforderungen komplizierter werden, wenn es um Fragen an die Bürgerberatung geht. "Wenn der Bürger ein Problem hat, kommt er oft zum Rathaus und landet bei uns. In komplizierteren Fällen können wir nur Hilfestellungen oder Ratschläge geben, aber keine juristische Beratung. Das ist oft ein schmaler Grad", erklärt er. "Wir verweisen dann an die Verbraucherberatung oder ans Amtsgericht, wo es eine Beratung durch Rechtspfleger gibt."
 
Wolfgang Gérard privat
 
Wolfgang Gérard wimmelt niemanden ab. Der schönste Aspekt seiner Arbeit sei der, den Leuten helfen zu können. "Es hat sich herumgesprochen, dass wir versuchen, zu helfen", sagt der 58-Jährige. "Das ist ja auch so gewollt. Nur an manchen Tagen prasselt so viel auf einen ein, dass man kaum Zeit zum Luft holen hat und abends platt ist." Dann fällt es ihm daheim in Immendorf schwer, von der Arbeit abzuschalten und sich seiner Frau und seinen Hobbies zu widmen. Inzwischen ist der seit 1969 glücklich verheiratete Familienvater auch Opa geworden. In seiner Freizeit beschäftigt sich Wolfgang Gérard mit Briefmarkensammeln und der Heimatgeschichte. Zwei kleine Büchlein hat er schon verfasst. Außerdem engagiert er sich als Vorsitzender im Bürgerverein Immendorf.
 
Die Bürgerberatung
 
Seit fast 25 Jahren arbeitet Wolfgang Gérard bei der Stadt Brühl. In vielen Abteilungen war er selbst tätig. Er kennt alle Abläufe und Schaltstellen der Verwaltung, und er kann mit Menschen umgehen. Er ist ja sogar seit 1985 auch Standesbeamter und hat schon viele Ehen geschlossen. Die Bürgerberatung, das "Herzstück der Verwaltung", ist in seinen Händen gut aufgehoben. "90 Prozent aller Dinge, die die Bürger im Rathaus erledigen müssen, können sie in der Bürgerberatung machen", schätzt Wolfgang Gérard. "Viele profane Dinge können bei uns bearbeitet werden. In anderen Städten sind dafür teure Sachbearbeiter der Fachbereiche zuständig, die dadurch wiederum von wichtigeren Dingen abgehalten werden. Im Brühler Rathaus wird das Personal dagegen meiner Meinung nach sehr effizient eingesetzt."
 
In der Bürgerberatung können die Bürger an sechs Tagen in der Woche die Serviceleistungen nutzen oder notwendige Behördengänge erledigen. Besonders wichtig sind dabei alle Formalitäten rund um den Personal- oder Reisepass. Und oft genug kommt es vor, dass wieder einmal Wolfgang Gérard Fähigkeiten als Krisenmanager gefragt sind. Nämlich dann, wenn wichtige Ausweisdokumente im Ausland verloren gegangen sind oder gestohlen wurden. "Dann klingelt bei uns das Telefon", erzählt er. "Am anderen Ende der Leitung sind häufig sehr aufgeregte Menschen in der Türkei oder in Portugal, die von uns wissen wollen, ob wir ihnen die Dokumente beschaffen können und was sie tun müssen. Wir beruhigen sie erst einmal, stellen dann alles zusammen, leisten die notwendigen Unterschriften und faxen die Unterlagen an die zuständigen Botschaften oder Konsulate." Bislang konnte noch jedem geholfen werden.
 
Die Bürgerberatung, die übrigens im Rathaus am Steinweg untergebracht ist, hat geöffnet: Montags und dienstags von 7.30 Uhr bis 16 Uhr, mittwochs von 7.30 Uhr bis 14 Uhr, donnerstags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr, freitags von 7.30 bis 12.30 Uhr und samstags von 10 bis 12.30 Uhr. Übrigens: Beim Blick auf die täglich wechselnden Öffnungszeiten können wir uns natürlich nicht den Hinweis verkneifen, dass es doch der Bürgermeister war, der sich immer für einheitliche Öffnungszeiten der Brühler Geschäfte ausgesprochen hat.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

 

Editorial September

Liebe Leser,
 
momentan gibt es wieder in fast allen Branchen spannende Tarifrunden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer feilschen um Lohnerhöhungen, Arbeitsbedingungen und Jobgarantien. Immer wieder wird von den Arbeitnehmern Flexibilität gefordert, außerdem die Bereitschaft bei gleichem Einkommen so etwa ein bis zwei Stunden mehr pro Woche zu arbeiten. Dann geht ein Aufschrei durch die Gewerkschaften.
 
Doch was erlebt man als Kunde regelmäßig - auch in Brühl: eine ausgeprägte Feierabend-Mentalität. Auf die Minute pünktlich wird alles stehen und liegen gelassen, "wir haben jetzt geschlossen". Das muss man dann so hinnehmen, das mag noch in Ordnung sein. Aber es stößt einem schon übel auf, wenn man in einem Getränkemarkt eine knappe halbe Stunde vor Schließung nicht mehr an die Kästen kommt, weil die engen Gänge bereits mit Paletten von Blumenerde, Grillkohle und Pflanzen zugestellt werden. Wenn man in einem Fachgeschäft um 18.25 Uhr hört, dass die Kasse bereits abgeschlossen ist und man doch bitte am nächsten Tag wieder kommen soll. Wenn man in der Post in einer endlosen Schlange steht, während an einem geschlossen Schalter zwei Mitarbeiter ein Schwätzchen halten.
 
Warum wir Ihnen all das erzählen? Weil es auch anders geht. Weil es in Brühl viele Geschäfte und Dienstleister gibt, die Service und Kundennähe großschreiben. Die nicht auf den Cent und die Minute achten. Bei denen man kompetent beraten und freundlich bedient wird. Bei denen der Kunde noch König ist.
 
Genau so muss es auch sein, erst recht, wenn die Giesler-Galerie eröffnet sein und einen gnadenlosen Konkurrenzkampf einläuten wird. Darauf müssen sich die Inhaber-geführten Brühler Fachgeschäfte einstellen, es vielleicht sogar als Chance begreifen. Aus vielen Gesprächen mit den Brühler Bürgern und Reaktionen auf unser Online-Special zur Giesler-Galerie wissen wir, dass dieses Thema die Menschen bewegt.
 
Wir wollen dem Rechnung tragen und auch über unsere Online-Ausgabe noch mehr in Dialog mit Ihnen, unseren Lesern, treten. Schreiben Sie uns bitte, was Ihnen im Brühler Einzelhandel gut gefällt und was nicht.
 
Wir werden Ihre Meinung in einer der nächsten Online-Ausgaben veröffentlichen.
 
Ihr Team vom Brühler Bilderbogen
Telefon: 0 22 32 / 15 22 22
Fax: 0 22 32 / 15 22 21
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Umfrage Ein Jahr nach der Bundestagswahl: Wie beurteilen Sie die Arbeit der großen Koalition?

Nach der Bundestagswahl vor einem Jahr herrschte in allen politischen Lagern erst einmal Ratlosigkeit über das Wahlergebnis. Nach langen Verhandlungen einigten sich schließlich CDU/CSU und SPD auf die große Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wir fanden, es wäre einmal an der Zeit für ein Zwischenfazit und haben die Bürger in der Brühler Innenstadt nach ihrer Meinung gefragt.



 
Christine Sellin mit ihrem Ehemann Dr. Roger Kuntz:
 
Eher schlecht. Ich habe den Eindruck, dass die Bürger nur zur Kasse gebeten werden. Ob das nun die Mehrwertsteuererhöhung oder die Gesundheitsreform ist. Sie haben die schlechten Punkte der beiden großen Parteien zusammengepackt. Es gibt nur Leistungseinschränkungen und keine Verbesserungen.



 
Manfred Stotzem:
 
Mittelmäßig. Aber ich beschäftige mich auch zu wenig mit Politik, um ein objektiveres Bild zu beschreiben. Ich bin etwas frustriert von der Politik. Einige Dinge laufen ganz gut, zum Beispiel unser soziales System. Das sollte auch erhalten werden. Die Politiker müssten die Besserverdienenden mehr belasten. Wir brauchen ein Gleichgewicht zwischen arm und reich. Das klafft zu sehr auseinander.



 
Michael Exeler:
 
Sehr ungerecht. Ich verfüge nicht über ausreichende Informationen von innen, um die Arbeit beurteilen zu können. Sie machen Kompromisse, die sind faul. Sie wollen ihre 2- bis 4-jährige Regierungszeit vollmachen und sich ihre Rentenansprüche sichern. Die Linie der Einsparpolitik mag betriebswirtschaftlich wahrscheinlich sinnvoll sein, volkswirtschaftlich wirkt sich das nicht so günstig aus. Ich sehe keine Politik, die Arbeitsplätze neu schafft. Das kann sie aber auch wenig beeinflussen. Dank der Fußball-WM haben wir wenigstens den Pessimismus hinter uns gelassen.



 
Peter Adolph:
 
Gut, ich bin damit zufrieden. Der Weg der kleinen Schritte ist besser als die Vorgehensweise der Vorgängerregierung. Man muss der Regierung Zeit geben. Was in den sieben Jahren zuvor nicht geschafft wurde, kann jetzt nicht in einem Jahr geschafft werden. Ich finde, die Gesundheitsreform, die Föderalismusreform und die Steuerreform gehen in die richtige Richtung. Die Lohnnebenkosten müssen gesenkt werden, damit neue Arbeitsplätze geschafft werden. Und auch die Mehrwertsteuererhöhung wird die Konjunktur nicht einbrechen lassen, vielleicht ein bisschen verlangsamen. Davon sind ja etwa Lebensmittel gar nicht betroffen.



 
Birgit Cremers:
 
Bescheiden, weil noch nicht wirklich etwas herausgekommen ist. Die Gesundheitsreform ist so nichts. Da haben sie am meisten rumgebastelt. Die Gesundheitsfonds sind nur bürokratischer Aufwand. Es wäre nur gesunder Menschenverstand nötig, um Medikamente und Heilmittel vernünftig einzusetzen. Statt dessen wird ein Medikament nicht eingesetzt, weil es zu teuer ist. Aber die andere Behandlung ist dann noch teurer.



 
Claudia Schad:
 
Das ist ein schwieriges Unterfangen. Was wünscht sich eigentlich der Bürger? Bei dem desolaten Zustand wundert es einen, dass es noch nicht so richtig gekracht hat. Jeder hat Angst um sein Pöstchen. Die Politiker sollen für das Volk arbeiten und nicht für sich selber. Ihre Renten sind für Normalbürger nicht realisierbar. Früher wurde noch dagegen demonstriert. Doch die Bürger sind abgestumpft. Man sieht das ja an der geringen Wahlbeteiligung. Das geht mir auch persönlich so. Ich kenne manche Minister auch nicht mehr namentlich. Aber ich habe nichts anderes erwartet. Ich traue der Regierung keine großen Sprünge zu. Die passen nicht zusammen. Ich interessiere mich jetzt mehr dafür, was in Brühl passiert.In der Sauna des Karlsbads. Da gehen wir öfter einen ganzen Tag lang hin. Nach einem Saunagang ist es besonders schön, in das Schwimmbecken einzutauchen.
 
Wir arbeiten viel, und dann ist es ideal, dort zu entspannen.



 
Matthias Giesler mit Ehefrau Birte:
 
Man merkt nichts. Der große Knall ist das noch nicht. Die Arbeitslosen gehen zurück, aber ob das nachhaltig ist, weiß ich nicht. Es gibt keine Entlastung, man bezahlt immer mehr. Gerade als Beamter: Es gibt kein Urlaubsgeld mehr, fast kein Weihnachtsgeld, die Arbeitszeit wurde erhöht. Dagegen steigen die Preise, Mitgliedsbeiträge in Vereinen und vieles mehr.



 
Hubert Meyer-Wessel:
 
Bescheiden. Sie können sich nicht gegenseitig wehtun. Dabei kommt wenig raus, es bleibt auf halbem Weg hängen. Es müsste wieder eine Partei in die Opposition. Ich glaube, die Regierung hält durch, wird aber nicht wiedergewählt. Gesundheit, Rente, Steuern, das ist alles nicht durchdacht. Man blockiert sich gegenseitig. Am Ende kommt etwas raus, was uns nicht weiterhilft. Das ist Flickschusterei.



 
Frauke Festenrath:
 
Mehr schlecht als recht. Erst einmal müssen sie die Sachen der alten Regierung aufarbeiten. Nächstes Jahr könnte man sie beurteilen. Wenn es um Kürzungen geht, geht es immer schnell wie beim Weihnachtsgeld für Beamte.


Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Text).